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Alle sechs Monate kommt ein neues Modell – bis 2020. Das ist die klare Ansage von Luca de Meo, CEO der spanischen Volkswagen-Tochter, im Rahmen der internationalen Pressekonferenz in Madrid. Die ersten beiden Modelle werden der Cupra Ateca, die Sportversion des kompakten SUV, und ein großer SUV sein, die laut den Spaniern Ende 2018 auf den Markt kommen werden. 2019 wird die neue Generation des Seat Leon in zwei Varianten beim Händler erhältlich sein – als Fünftürer und in der Kombiversion ST. 2020 werden dann das erste vollelektrische Modell von Seat auf Basis des MEB-Baukastens des Volkswagen Konzerns mit einer Reichweite von 500 Kilometern sowie der erste "CUV" (Crossover Utility Vehicle) in der Seat-Modellpalette auf den Markt kommen.

Seat-Chef Luca de Meo sagte den Journalisten: "Wir können mit dem Ergebnis von 2017 sehr zufrieden sein, werden uns aber nicht auf dem Erreichten ausruhen. Gemeinsam haben wir eine Phase der Konsolidierung hinter uns gelassen – jetzt ist es an der Zeit, mit Wachstumsambitionen in die Zukunft zu blicken". Das Geschäftsjahr 2017 konnte Seat nach eigenen Angaben erfolgreich abschließen. Nachdem das Unternehmen bereits 2016 das bis dato beste Ergebnis in seiner Geschichte erzielt hatte, stieg der Gewinn nach Steuern im Jahr 2017 ohne Einbeziehung des Sondereffekts durch die Veräußerung der Tochtergesellschaft VW Finance S.A. an die Volkswagen AG auf 281 Mio. Euro – das entspricht einem Zuwachs um 21,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2016: 232 Millionen Euro). Der Gewinn vor Zinsen und Ertragssteuern (EBIT) belief sich auf 116 Mio. Euro, knapp 30 Mio. Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Gründe dafür sind größere Produktionsvolumina sowie höhere Investitionen aufgrund neuer Produkte mit höheren Abschreibungen. Der Umsatz von Seat stieg 2017 auf die Rekordsumme von 9,552 Mrd. Euro und nahm somit im Vergleich zum Vorjahr um 11,1 Prozent zu (2016: 8,597 Mrd. Euro).

Luca de Meo zufolge war "2017 ein weiteres Jahr der Rekorde für Seat". Aus Umsatzperspektive "sind die Geschäftszahlen 2017 das Ergebnis einer ausgewogenen Entwicklung all unserer Modelle. Heute haben wir mit durchschnittlich etwas mehr als drei Jahren eine der jüngsten Modellreihen auf dem Markt. Zudem decken wir alle wichtigen Segmente in Europa mit Produkten ab, die an der Spitze ihrer jeweiligen Klasse stehen", betonte Luca de Meo: "In nur wenigen Jahren haben wir Seat in eine maßgebliche Marke für die große Mehrheit europäischer Kunden verwandelt."

Die neue Modelloffensive ist das Ergebnis der höchsten Investitionen seit Bau des Werks in Martorell 1992. Im vergangenen Jahr entfielen 962 Mio. Euro der Ausgaben von der VW-Tochter auf Investitionen sowie Forschung und Entwicklung (F&E). Das sind 11,6 Prozent mehr als noch in 2016 und entspricht 10,1 Prozent des Gesamtumsatzes. Von dieser Summe flossen insgesamt 464 Mio. Euro in die F&E. Dieser Betrag entspricht etwa drei Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Spanien, womit Seat der führende industrielle Investor des Landes ist.

Zwischen 2013 und 2017 investierte Seat mehr als 3,3 Mrd. Euro in seine Zukunft. Das meiste Geld wurde in die größte Produktoffensive der Unternehmensgeschichte sowie in die Entwicklung neuer Services investiert, mit denen sich das Unternehmen als Vorreiter in den
Bereichen Fahrzeug-Digitalisierung, Konnektivität und Smart Mobility aufstellen will. Interessant am Rande: Seat beschäftigt laut eigenen Angaben doppelt so viele Frauen als andere Automobilhersteller.

Welche Bereiche für die Weiterentwicklung der Marke ebenfalls eine besondere Rolle spielen, hat Dr. Ing. Matthias Rabe, Executive Vice President Research & Development bei Seat im Gespräch mit dem Motor-Informations-Dienst (mid) näher erläutert: "Wir setzen sehr stark auf das Thema CNG, und vielleicht um das einmal ein bisschen generell zu sagen: Wir sind in der größten Destruktion, die die Automobilindustrie jemals hatte. Das sind vier Faktoren. Um es genauer zu beschreiben – das ist eigentlich KASE". Diese Abkürzung umfasst die wichtigsten Bausteine, die zum Geschäft gehören: "K" steht für die Kunden, "aber auch die Autos werden immer mehr connected sein in unserer digitalen Welt", sagt Rabe. "A" bezieht sich auf "Automatic Driving": "Wir gehen mehr und mehr in diese Richtung. Wir reden hier von Level Null bis Level 5." Und Rabe weiter: "S = Shared Mobility. Das Thema betrifft mehr die jüngere Generation, die durchaus das Geld hätte sich ein Auto zu kaufen. Doch in den Metropolen wie zum Beispiel Barcelona werden wir mehr und mehr die Shared Mobility sehen bei den jungen Leuten." "E" meint "Electrified" – dahin geht der Weg in Zukunft, zumindest teilweise: Denn Rabe ist sich sicher: "Natürlich wird es auch in Zukunft Benzinmotoren geben, ich bin auch fest davon überzeugt dass es den Diesel-Motor weiter geben wird. Wir werden irgendwann gleiche Abgas-Standards zu erfüllen haben für Benziner und Diesel und dann wird sich die Frage nicht mehr stellen."

Entscheidend ist, sich als Marke breit aufzustellen und so die unterschiedlichsten Kundenwünsche zu bedienen. Auf den richtigen Mix kommt es an. Rabe sagt: "Wir werden in Zukunft das komplette Segment anbieten, angefangen beim Mild Hybrid. Es wird für den Kunden in der Praxis deutlich fühlbare Verbrauchseinsparungen geben. Wir werden Hybrid-Varianten haben, die dem Kunden erlauben, kurze Strecken elektrisch zu fahren. Ein großer Schritt wird der Plug-In Hybrid werden mit elektrischen Reichweiten von deutlich über 50 Kilometern, was den meisten Menschen schon ausreicht, um morgens von zu Hause zu ihrer Arbeitsstelle zu fahren und wieder zurück. Man hat ja da immer noch den Verbrenner dabei. Und wir werden eben komplette Elektrik-Antriebe im Portfolio haben. Die Welt wird viel diversifizierter werden. Aber eines ist ganz wichtig: Auch in zehn Jahren wird es noch den Verbrennungsmotor geben."

Jetzt gilt es, auch den Handel auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten. Hier sieht Rabe zwar Handlungsbedarf, etwa bei der Infrastruktur: "Es gibt intensive Diskussionen mit den Importeuren und dem Handel. Es ist nicht besonders schön, auf spezielle Ladestationen angewiesen zu sein. Für die Kunden ist es wichtig, dass sie an der Stelle, wo sie ihr Auto länger parken, die Möglichkeit erhalten, das Fahrzeug aufzuladen. In Parkhäusern und Einkaufszentren. Hier sind alle gefragt."

Jutta Bernhard / mid

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